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Karlheinz Böhm’s Stiftung „Menschen für Menschen“: Helden oder Betrüger?

März 5th, 2012 | Posted by Ines Laufer in Allgemein | Entwicklungshilfe | Karlheinz Böhm / Menschen für Menschen | Kommentare
Karlheinz Böhm und Almaz Böhm dulden seit 3 Jahrzehnten die Genitalverstümmelung an den Mädchen in ihren Projekten

Karlheinz Böhm und Almaz Böhm dulden seit 3 Jahrzehnten die Genitalverstümmelung an den Mädchen in ihren Projekten

Glaubt man den zahlreichen Medienberichten und der Selbstdarstellung der Stiftung „Menschen für Menschen“, dann ist deren Gründer – der Ex-Mime Karlheinz Böhm – zweifelsfrei ein Held, ein großer Wohltäter, der vor 31 Jahren das Entwicklungsland Äthiopien zu seiner Bühne erklärte und beschloss, dort ein Stück namens „Bedingungsloses Geben“ aufzuführen.

Seitdem hat „Abo Karl“ mehr als 330 Millionen Euro gesammelt und – ohne Bedingungen an die äthiopischen Empfänger zu stellen – in sogenannte „Selbsthilfeprojekte“ gepumpt.

Nun gehört Äthiopien zu jenen afrikanischen Ländern, deren Bevölkerung sich in auto-destruktiver Weise – z.B. durch unvorstellbare kollektive Gewaltexzesse gegen Frauen und Kinder – systematisch ihres Entwicklungspotentials beraubt und damit weniger als Opfer denn als aktiver Verursacher des eigenen Elends gesehen werden muss: 

– Bis zu 90% der Mädchen werden an ihren Genitalien verstümmelt,

– bei zwei von drei minderjährigen Mädchen beginnt die Ehe mit einer Entführung und vielfach auch mit einer Vergewaltigung,

– 84% der Mädchen werden Opfer allgemeiner schwerer physischer Misshandlung,

– 100% werden psychisch misshandelt,

knapp 60% der Frauen erleiden Misshandlung und Vergewaltigung in der Ehe – um nur einige Fakten zu nennen…

Seit meiner Arbeit als Koordinatorin der „AG Genitalverstümmelung“ und Leiterin des Referats „Genitalverstümmelung“ bei Terre des Femmes (1995-1998) habe ich immer wieder untersucht, mit welchem Engagement sich deutsche Entwicklungshilfeorganisationen in ihren Projekten für den Schutz von Mädchen vor der ebenso schweren wie vermeidbaren Gewalt der Genitalverstümmelung einsetzen – und sei es allein deshalb, um für nachhaltige Entwicklung überhaupt den Grundstein zu legen

„Menschen für Menschen“ hat dabei jedes Mal so schlecht abgeschnitten, dass für mich der gestrige Artikel der österreichischen dieStandard.at (die mittlerweile den Titel von „Man muss den Menschen Zeit geben zu verstehen“ in „Die Mütter lieben ihre Kinder genauso“ verschlimmbessert haben) das „Zünglein an der Waage“ war, um endlich Tacheles zu reden und das Bild vom schönen Schein etwas zurechtzurücken – denn ich hege seit jeher eine tiefe Abneigung gegen Lügen, Betrug und Täuschung – umso mehr dann, wenn es um schutzbedürftige Kinder geht:

ca. 90% aller Mädchen  in Äthiopien werden genitalverstümmelt - Schutz durch etablierte Organisationen wie "Menschen für Menschen" erhalten sie nicht

ca. 90% aller Mädchen in Äthiopien werden genitalverstümmelt – Schutz durch etablierte Organisationen wie „Menschen für Menschen“ erhalten sie nicht

„Menschen für Menschen“ hat das Problem der Genitalverstümmelung an Mädchen 17 Jahre lang komplett ignoriert – obwohl 90% der Mädchen in den Projektgebieten Opfer sind!

Menschen für Menschen behauptet:  Die Abschaffung der weiblichen Beschneidung und Frühverheiratung von Mädchen ist seit vielen Jahren eines der wichtigsten Ziele von Menschen für Menschen in Äthiopien.“

Die Fakten belegen:  Von 1981 bis 1998 – also 17 Jahre lang – hat Karlheinz Böhm’s Stiftung „Menschen für Menschen“ diese Problematik komplett ignoriert und tatenlos die Verstümmelung tausender Mädchen in ihren Projekten geduldet!

In die relevanten Projektschwerpunkte „Gesundheit“ und „Frauenförderung“ werden nach wie vor gerade einmal 7% bzw. 3% der Gelder investiert.

Von „Wichtigkeit“ kann also allein aufgrund dieser Verteilung keine Rede sein – ganz davon abgesehen, wie sinnvoll bzw. sinnfrei die jeweiligen Projekte zu bewerten sind…

An der relativierenden Haltung von „Menschen für Menschen“, es gäbe „eine Vielzahl von Problemen (…), deren Auswirkungen sich noch wesentlich drastischer darstellen“ (1999), hat sich bis heute nichts geändert.

Menschen für Menschen behauptet: „Im Jahr 1991 musste er (Anm.: Karlheinz Böhm) zusehen, wie das Mädchen Safia auf qualvolle Weise an den Folgen der Beschneidung starb…Im Innersten erschüttert, rief Karlheinz Böhm unter dem Namen „Safia “ eine beispiellose Aufklärungskampagne ins Leben.“

und

 „Seit Böhm eine Neunjährige an den Folgen der Beschneidung sterben sah, ist der Kampf gegen die Tradition eines seiner wichtigsten Anliegen.“

Die Fakten belegen: Das Mädchen „Safia“ verreckte im Jahr 1991 elendiglich an den bestialischen Genital-Verletzungen, die im seine Eltern zufügen ließen, um es später besser verkaufen (euphemistisch: verheiraten) zu können.

Böhm ignorierte – obwohl ihm ohnehin nach bereits 10 Jahren Arbeit in Äthiopien dieses Problem ausführlich bekannt sein durfte – weitere sieben Jahre lang (!) komplett dieses Thema!

Erst 1998 – just in dem Moment, als nach einer breiten Erschütterung der deutschen Öffentlichkeit durch Waris Dirie’s Buch „Wüstenblume“ das Thema Genitalverstümmelung als lukrative Einnahmequelle für deutsche Organisationen interessant zu werden begann – konnte sich Böhm dazu durchringen, das Thema „Genitalverstümmelung“ überhaupt auf seine Agenda zu setzen!

Noch 1999 schrieb mir Constanze Prehl, damalige PR-Frau der Stiftung, es gäbe keinerlei Unterlagen oder Veröffentlichungen zu dieser schwerwiegenden Problematik – kurz: Man schwieg das Thema einfach tot…

„Menschen für Menschen“ nahm eine äthiopische Initiative zum Vorbild, die das fachgerechte Abschneiden der Genitalien von Mädchen überwachte!

Offen gestanden fehlen mir immer noch die Worte, wenn ich Constanze Prehl’s Ausführungen vom 11. Januar 1999 über die angeblichen Aktivitäten von „Menschen für Menschen“ gegen „Genitalverstümmelung“ lese und frage mich, ob derartiger Zynismus und Menschenverachtung überhaupt zu überbieten sind:

Prehl schildert, dass die Stiftung  ein „lokales Beispiel nutzte“, (…) welches jeweils 2 Frauen zu jeder „Beschneidung“ (Anm.: „Menschen für Menschen“ bezeichnet Genitalverstümmelung weitgehend euphemistisch als „Beschneidung“) entsandte…um darauf zu achten, dass die Genitalien der Mädchen fachgerecht abgeschnitten – jedoch nicht zugenäht – wurden – und hielt dies wohl für „fortschrittlich“?!

Erfolgsmeldungen von „Menschen für Menschen“ sind frei erfunden – und täuschen und betrügen die Spender

Menschen für Menschen behauptete jahrelang auf der deutschen WebSeite (und nach wie vor auf der österreichischen Seite): Unsere Bilanz:  „Abschaffung der Frühverheiratung und der weiblichen Genitalverstümmelung in allen Projektregionen…“

Die Fakten belegen: Böhm’s Stiftung „Menschen für Menschen“ kann keinen belastbaren Beleg für den Schutz auch nur eines einzigen Mädchens vorweisen und betrügt mit falschen Erfolgsmeldungen die Spender:

Wir haben im Oktober 2009 beim derzeitigen Menschen-für-Menschen-Geschäftsführer Axel Haasis nachgefragt, auf welchen Evaluierungen die Aussage basiert, in den Projektgebieten von Menschen für Menschen (mit mehreren Millionen Einwohnern) sei „die Genitalverstümmelung innerhalb weniger Jahre vollständig abgeschafft worden“.

Zum Vergleich : Jahrzehntelange „Aufklärungskampagnen“ haben landesweit in Äthiopien zu keinerlei nennenswertem Rückgang der Verstümmelungsgewalt geführt.

Sara Nuru - Botschafterin eines Betrugsvereins?!

Sara Nuru – Botschafterin eines Betrugsvereins?!

Ergebnis: Es gibt – außer verfehlten „Selbstauskünften“ – KEINE belastbaren Evaluierungen, die derartige Erfolgsmeldungen – wohlgemerkt für Gebiete mit mehreren Millionen Einwohnern – stützen könnten:

„Natürlich können wir nicht davon ausgehen, dass wir die Genitalverstümmelung in unseren Projektregionen komplett abgeschafft haben. Aber die selbstbewussten Frauen, (…) haben mich mit ihrer Offenheit, mit der sie über alle möglichen Themen des Alltags diskutieren, gezeigt, dass hier eine Unterwanderung der Gesetze ohne Wahrnehmung der Öffentlichkeit fast ausgeschlossen ist.“ (!!)

Menschen für Menschen lügt schlichtweg das „Blaue vom Himmel“, um Erfolge vorzutäuschen, die es – so vermute ich allein wegen der verfehlten Politik des Vereins – nicht im Ansatz gibt – während die Mädchen in den Projekten weiterhin schutzlos der Verstümmelung überlassen werden.

Märchenstunde mit Almaz Böhm – Bagatellisierung, Leugnung, Rechtfertigung – die typischen Muster eines Verstümmelungsopfers, das versäumt hat, seine Gewalterfahrung aufzuarbeiten

Seit 2008 leitet Karlheinz Böhm’s vierte Ehefrau – die Äthiopierin Almaz Böhm – als Geschäftsführerin  die Geschicke der Stiftung Menschen für Menschen.

Sie bagatellisiert, relativiert und beschönigt in dieser Position die sadistische Gewalt der Genitalverstümmelung, die die überwiegende Mehrheit  der Äthiopier (90%) gegen die eigenen Töchter verübt – und verhindert damit erfolgreich die Umsetzung wirksamer Maßnahmen für den Schutz der gefährdeten Mädchen .

Almaz Böhm reiht sich mit ihren Aussagen verbal ein in die Reihe von Verstümmelungsopfern wie  Fadumo Korn und Jawahir Cumar, die das Trauma ihrer Gewalterfahrung „Genitalverstümmelung“ nicht aufgearbeitet haben und  in ihrer ebenso fatalen wie pathologischen „Identifikation mit dem Aggressor“  das Verbrechen bei jeder Gelegenheit rechtfertigen:

1.) Almaz Böhm leugnet die Rolle der Männer als Haupttäter und -befürworter der Verstümmelungen und behauptet:  

„Sie (Anm.: die Männer) wussten auch nicht genau, was da gemacht wird, nur, dass die Frau damit für sie vorbereitet wird.“

Die Fakten belegen:

Von wegen „die Männer wissen nicht Bescheid“ – In Äthiopien – wie in vielen anderen Verstümmelungsländern auch – sind  Männer direkt an den Verstümmelungen beteiligt!

Wer an dieser Tatsache zweifeln sollte, dem empfehle ich – auf eigene Gefahr hin, denn ich weise ausdrücklich darauf hin, dass diese Szenen aufgrund der unfassbaren Bestialität der eigenen Seele nachhaltig durch Schock und Trauma schaden können – die Dokumentation von Rüdiger Nehberg über die Verstümmelung bei den äthiopischen Afar: Dort fallen mehrere mit Maschinengewehren bewaffnete Männer über ein wehrloses vierjähriges Mädchen her und pressen es zu Boden, damit die Verstümmlerin ihm die Genitalien herausschneiden kann, während sich das Kind die Seele aus dem Leib brüllt und es vor Qualen durchdreht…

2.) Almaz Böhm stellt die Verstümmelungs-Täter als minderbemittelte Idioten dar – und bedient damit das rassistische Klischée vom „archischen Wilden“, der nur der „Aufklärung“ harrt, um von seinem Verbrechen abzulassen:

„Diese Verbindung, dass jemand beschnitten wird und dann ein paar Tage nachher stirbt, dass es so etwas wie eine Infektion gibt, das wusste niemand.“

und

Sie (Anm.: die Verstümmlerinnen)  haben davor die Verbindung zwischen dem Ritual und gesundheitlichen Folgeschäden nicht erkannt und ihren Beruf nicht aus Notwendigkeit, sondern aus Ehre ausgeübt, oft als Familienerbe und gelernte Tradition. 

Die Fakten belegen:

Verstümmelungstäter handeln keineswegs aus Unwissenheit, sondern mit dem Vorsatz, die Opfer auf der Ebene der Sexualität kontrollieren und beherrschen zu können.

Die ausführenden Täterinnen wurden und werden systematisch zum Sadismus gedrillt – was die Vermutung nahelegt, dass sie gesellschaftlich nur schwer bis gar nicht resozialisierbar sind – zuallererst einmal ein Gefängnis von innen sehen sollten und um Gottes Willen niemals (!) erneut auf die gepeinigten, traumatisierten Opfer losgelassen werden dürfen (z.B. als „Hebammen“, deren „Umschulung“ Menschen für Menschen auch noch finanziert!).

Angesichts des unfassbaren Irrsinns, den die westliche Organisationen – so auch Menschen für Menschen –  mit ihrer Anbiederung an diese Verbrecherinnen an den Tag legen, fragen Überlebende wie Waris Dirie zu Recht:

“Was für eine bodenlose Frechheit! Millionen Frauen in Afrika haben kein Einkommen, geschweige denn genug zu essen. Warum sollten gerade die Beschneiderinnen belohnt werden, die so viele Mädchen umgebracht haben”?

3.) Almaz Böhm wiederholt bis zum Abwinken das absurde Mantra, Verstümmelungstäter handelten aus „Liebe“: 

Mütter in Afrika lieben ihre Kinder genauso heiß und innig wie europäische Mütter. Man darf nicht glauben, dass sie ihre Töchter aus Hass beschneiden lassen oder um ihnen Schaden zuzufügen.

Die Fakten belegen:  Genitalverstümmelungen sind in einem liebevollen Familienumfeld undenkbar!

Der Gewaltforscher Sven Fuchs sowie die Dipl. Psych. Monika Gerstendörfer begründen fundiert, dass Verstümmelungstäter keineswegs „liebevolle Eltern“ sind, sondern das Verbrechen aus Respektlosigkeit gegenüber ihren Kindern begehen:

„Genitalverstümmelungen sind in einer liebevollen familiären Umgebung undenkbar!“ Das ist ein Satz, der die Dinge auf den Punkt bringt! Man kann diesem Satz zusätzlich auch andere Gewaltformen voransetzen, er wird in seinem Wahrheitsgehalt erhalten bleiben. Wer sich etwas mit der Geschichte der Kindheit befasst (z.B. Arbeiten von Lloyd deMause) wird feststellen, dass Kinder seit Menschengedenken „Giftcontainer“ für Eltern sind, die wiederum ihre eigenen traumatischen Erlebnisse und ihren Hass an ihren Kindern wiederaufführen und sich dadurch kurzfristig „gut“ und „erleichtert“ fühlen.

Nur tief gespaltene Menschen können ein Kind foltern, z.B. in Form von Genitalienverstümmelung. „

Fazit:

Karlheinz Böhm, Almaz Böhm – und die Stiftung Menschen für Menschen – relativieren, rechtfertigen, beschönigen, legitimieren und entschuldigen das perverse Verbrechen „Genitalverstümmelung“, das an der Mehrheit der äthiopischen Mädchen verübt wird, seit fast drei Jahrzehnten!

Abgesehen von völlig verfehlten, paternalistischen Ansätzen ignorieren sie die Problematik weitgehend.

Und obwohl Karlheinz Böhm’s Initiative mit mehr als 13 Millionen Euro Spendenaufkommen pro Jahr perfekt geeignet ist, um kondionierte Entwicklungshilfe zum Schutz von Mädchen umzusetzen, duldet die Stiftung die Verstümmelung tausender Mädchen in den Projektgebieten – aus falsch verstandenem Respekt gegenüber einer sadistischen Gewalttkultur, der man sich in widerlichster Manier anbiedert nach dem Motto, man dürfe den Tätern ihre Verbrechen „nicht einfach verbieten oder sie für diese Praktiken verurteilen“…

Ich halte aufgrund der erdrückenden Fakten Karlheinz Böhm und seine Täter-Rechtfertigungs-Vorzeige-Frau Almaz Böhm für Betrüger, die sich einerseits seit Jahrzehnten weigern, gegen das bestialische Verbrechen der Genitalverstümmelung in ihren Projektgebieten wirksam vorzugehen, andererseits in den Medien jedoch ebendies suggerieren und die Öffentlichkeit mit unhaltbaren „Erfolgsmeldungen“ täuschen…

Fotos: (c) Screenshot Merkur online, Flickr/BabaSteve, Screenshot Menschen für Menschen

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