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Die Bundesärztekammer kann nicht belegen, dass Verstümmelungsopfer in Deutschland keine angemessene Hilfe erhalten. Auch kann sie nicht erklären, warum der Diagnoseschlüssel S38.2 – “traumatische Amputation der äußeren Genitalorgane” – zur Erfassung dieser Verletzungen nicht ausreichen sollte.

Die Bundesärztekammer kann nicht belegen, dass Verstümmelungsopfer in Deutschland keine angemessene Hilfe erhalten. Auch kann sie nicht erklären, warum der Diagnoseschlüssel S38.2 – “traumatische Amputation der äußeren Genitalorgane” – zur Erfassung dieser Verletzungen nicht ausreichen sollte.

und setzt zur Ablenkung auf populistische Aktionen

Bereits im März kritisierten wir hier im Blog die Aktion der

Bundesärztekammer, einen „Diagnoseschlüssel Genitalverstümmelung“ einführen zu wollen – und baten die Kammer um Antworten und Belege für ihre Behauptung, Verstümmelungsopfer erhielten in Deutschland sonst keine Hilfe.

Die Antwort – zwei Monate später – war durchaus vorhersehbar: Die Ärztekammer kann keine Belege vorweisen!

Und sie kann auch nicht erklären, weshalb der bereits existierende, entsprechende Diagnoseschlüssel (S38.2) nicht ausreichend sei…
Und all das vor dem Hintergrund, dass die Bundesärztekammer seit Jahren die wirklich notwendigen und wirksamen Maßnahmen im Kampf gegen Genitalverstümmelung boykottiert – wie z.B. die Einführung einer ärztlichen Meldepflicht.

Hier gehts zur Pressemeldung

Das Auswärtige Amt machte 2009 den Weg frei für die Verstümmelung eines Mädchens im Hochrisikoland Äthiopien

Das Auswärtige Amt machte 2009 den Weg frei für die Verstümmelung eines Mädchens im Hochrisikoland Äthiopien

…daran wurde  ich heute Morgen bei der Lektüre einer aktuellen PR-Meldung des Auswärtigen Amtes erinnert, in der Afrika-Beauftragter Walter Lindner seine „Betroffenheit“ über das Ausmaß und die Verbreitung weiblicher Genitalverstümmelung äußert, deren Bekämpfung er nun an einem Runden Tisch mit dem BMZ und NGOs koordinieren will.

Ich bezweifle stark, dass es sich hierbei um mehr als einen PR-Gag in der Vorweihnachtszeit handelt, denn bestünde tatsächlich ernsthaftes Interesse, dem „Kampf gegen FGM mehr Nachdruck zu verleihen“ , hätte das Auswärtige Amt mit der TaskForce nicht die vermutlich einzige NGO „vergessen“ einzuladen, die aufgrund konkreter Erfahrungen mit dem AA durchaus kritische Erörterungen hätte beitragen können.

Rückblick: 

Am 25. Mai 2009 gab das Oberlandesgericht Karlsruhe einer Familie aus Schopfheim grünes Licht,  ihre 10-jährige Tochter ungehindert und für unbestimmte Zeit nach Äthiopien zu verbringen und dort der realistischen Gefahr der Genitalverstümmelung auszusetzen.

Zuvor hatte das Amtsgericht Bad Säckingen aufgrund der Verstümmelungsgefahr die Reise untersagt, zumal die Eltern sich bereits im Vorfeld geweigert hatten, einer Unversehrtheitsuntersuchung des Mädchens nach seiner Rückkehr zuzustimmen.

Den Weg für den nun höchst problematischen OLG-Beschluss hatten das Auswärtige Amt und die Deutsche Botschaft in Addis Abeba geebnet, die konstatiert hatten, das Mädchen sei bei der Reise in das Verstümmelungs-Hochrisikoland (knapp 90% Verstümmelungsrate landesweit) „in keiner Weise gefährdet.“

Zu dieser Auffassung war der Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Addis Abeba – Michael Grimm – nach einem Kaffeekränzchen mit den „modernen, kultivierten und sympathischen“ Familienmitgliedern in der äthiopischen Hauptstadt gelangt, (mehr …)

"Wir wollen keinen Druck ausüben" Anja Stuckert / Plan International

"Wir wollen keinen Druck ausüben" Anja Stuckert / Plan International

Die Diskussionsveranstaltung, zu der das Eine Welt Netzwerk Hamburg e.V.  letzte Woche eingeladen hatte – und die nach Einschätzung der Veranstalter sehr gut besucht war – bestätigte einmal mehr den unüberwindbaren Dissens zwischen der Forderung der TaskForce nach konsequentem Kinderschutz und der Duldung von Genitalverstümmelungen an Patenmädchen durch Plan International (und andere Patenkind-Organisationen).

So war es denn vorhersehbar, dass Anke Butscher, die souveräne Moderatorin der Diskussion, den Abend mit dem Resümee beenden musste, es gäbe – außer dem selben Thema – wohl keinen gemeinsamen Nenner zwischen den unterschiedlichen Ansätzen.

Zur Erinnerung: Seit dem Start der Patenmädchen-Kampagne im September 2009 rechtfertigt Plan International die Duldung von Genitalverstümmelungen an bis zu 250.000 Patenmädchen mit monoton rezitierten, kulturrelativistischen Phrasen, die neben der völligen Abwesenheit von Empathie für (Paten-) Kinder als Opfer schwerster Gewalt auch ein hohes Maß an Realitätsferne wie auch Menschenverachtung entlarven: (mehr …)

…oder warum der Schuster bei seinen Leisten bleiben sollte…

Wer die Werbebranche ein bißchen kennt weiß, dass – je schwächer die Inhalte eines Produkts sind – oft umso mehr „heiße Luft drumherum“ produziert wird.

Dass ein Werber es allerdings schafft, ein starkes Thema mit viel Substanz (Genitalverstümmelung an Mädchen) nicht nur völlig auszuhöhlen sondern zu regelrecht zu pervertieren, zeigt die Werbekampagne

„STOP FGM NOW“ des René Heymann (Heymann, Brandt, de Gelmini, Berlin):

Um die gähnende Inhaltsleere zu füllen,

– musste ein bekannter Name her – in dem Fall Waris Dirie – sowie

– als Entourage beliebig ein paar Organisationen zusammengesucht (die sich im Nachhinein nicht wirklich dafür zu interessieren scheinen, was Heymann und seine wilde Facebook-Administratoren-Crew in ihrem Namen so alles von sich gibt, sonst hätte die eine oder andere schon längst ein Stopp-Schild aufgestellt),

– schnell noch ein Video gezimmert (das zwar off-topic ist – egal, merkt eh’keiner),

–  zu einer schicken Pressekonferenz geladen, bei der sich jede der „beteiligten“ Organisationen ein bißchen selbst feiern durfte –

und fertig ist der schöne Schein, der glänzend darüber hinwegtäuscht, dass es dem Macher René Heymann weder um die Durchsetzung von Kinderrechten geht, geschweige denn um den Schutz von Mädchen vor Genitalverstümmelung – sondern vor allem um ein kräftiges Ego-Boosting: (mehr …)

Es ist soweit: Der TaskForce-Blog geht online und lädt Sie ein zum Lesen, Nachdenken, Teilen, Kommentieren und Diskutieren.